Zur Geschichte der Grünen Woche in Berlin

Die legendäre Landwirtschaftsmesse

 

Von Edelgard Richter

 

 

 

 

Die Grüne Woche 2018 findet vom 15. bis zum 24. Januar 2016 wie immer auf dem Messegelände am Funkturm in Berlin statt, das lange als AMK (Austellungs-Messe-Kongreß-GmbH) firmierte. Zum 83. Mal öffnet eine der traditionsreichsten Berliner Ausstellungen ihre Pforten und die größte Landwirtschaftsmesse der Welt. Aus einer ehemals lokalen Warenbörse ist die international bedeutendste Messe der Ernährungswirtschaft, der Landwirtschaft und des Gartenbaues geworden.

 

Der Beginn dieser Traditionsmesse fanden die Wintertagungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts statt, zu der Jäger und Bauern aus dem gesamten Reich eine Woche lang in Berlin zusammenkamen. Parallel dazu boten Handwerk und Industrie auf offener Straße berufsspezifische Artikel und Verbrauchsgüter an. Dem Landwirt Hans-Jürgen von Hake als Mitarbeiter im Berliner Fremdenverkehrsamt ist es zu verdanken, daß die Tagung erstmals 1926 zusammen mit einer landwirtschaftlichen Ausstellung stattfand.

Die „Grüne Woche“ war geboren. Waren vorher Reit- und Fahrturniere, Kleintierausstellungen, ein Saatenmarkt und Jagdschauen über ganz Berlin verstreut, wurden diese Präsentationen nunmehr zusammengefaßt und auf 7.000 Quadratmetern in einer Funk- und einer Autohalle am Fuße des Funkturms ("Langer Lulatsch"), der dem Eiffel-Turm nachempfunden wurde, der von 1924 bis 1926 erbaut wurde, gezeigt. Größtes Exponat dieser ersten Schau war ein eisenbereifter Universalschlepper mit 100 PS, der mit seinen vier Meter Höhe als Zeichen der beginnenden Mechanisierung der Landwirtschaft galt.

 

 

In den folgenden Jahren wurde die Grüne Woche ständig größer und interessanter. Premiere auf der Grünen Woche hatten seinerzeit eine Kannenmelkanlage, ein Raupenschlepper und verschiedene leistungsfähigere Getreidesorten bekannter Züchter. Nachdem 1938 die Grüne Woche wegen der in Deutschland grassierenden Maul- und Klauenseuche ausgefallen war, öffnete sie 1939 zunächst zu Kriegsbeginn zum letzten Mal ihre Pforten.

Erst 1948 fand die erste Grüne Woche nach dem Zweiten Weltkrieg statt. 59 Aussteller zeigten während der Berliner Blockade Riesenexemplare an Kastengurken, Kohlrabis, Kohlköpfen und fast zentnerschwere Kürbisse. Verantwortlich für den Neubeginn war der Zentralverband der Kleingärtner, Siedler und bodennutzenden Grundbesitzer in Berlin. Ab 1949 waren dann die landeseigenen Berliner Ausstellungen für die Grüne Woche verantwortlich, die allerdings – bedingt durch Bauarbeiten – im Jahr 1950 wieder einmal ausfiel.

 

International wurde die Grüne Woche erst, als 1951 ein Aussteller aus Holland Gemüsepyramiden vorstellte, die nach den entbehrungsreichen letzten Jahren das Publikum zum Staunen brachten. In den darauffolgenden Jahren nahm die Beteiligung ausländischer Aussteller ständig zu.

 

Bis 1961 (dem Jahr des Mauerbaues) war die Grüne Woche insbesondere für die Landwirte der DDR attraktiv. Fast 50 % der Besucher kamen aus Ostdeutschland. 1954 waren erstmals eine halbe Million Besucher in den nunmehr neun Hallen, die eine Ausstellungsfläche von insgesamt 30.000 Quadratmeter umfassten.

 

1962 kamen von 669 Ausstellern fast die Hälfte aus dem Ausland. Rund 50 Länder, davon die meisten aus Westeuropa sowie aus den USA, Kanada, Israel und Marokko machten die landwirtschaftliche Ausstellung nunmehr international. Und dabei ist es geblieben.

 

Nunmehr war die Internationale Grüne Woche Berlin nicht mehr nur mit Ernährungswirtschaft, Landwirtschaft und Gartenbau befasst, sondern es gab Sonderschauen zu aktuellen Themen, Länder-Gemeinschaftsschauen sowie Leistungsschauen einzelner Regionen und ein fachliches Begleitprogramm mit bis zu 150 Fachveranstaltungen.

 

1971 wurde die Messe durch Lehr- und Sonderschauen, wie Elektronische Datenverarbeitung und Fischerei, Wald und Landschaft erweitert. Die deutsche Wein- und Sektstraße wurde aus der Taufe gehoben. Dazu kamen in den nächsten Jahren Sonderschau-Themen, wie „Vom Korn zum Brot“, „Vom Nutzen des Waldes“, „Gerste, Hopfen und Malz“, „Käse aus Deutschland“ oder „Extensive Tierhaltung“. Die legendäre, später von Klaus Wowereit willkürlich abgerissene Deutschlandhalle ("Denkmalschutz"!) war Austragungsort vieler Nebenveranstaltungen der Grünen Woche. 

 

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 stellten auch Betriebe aus der ehemaligen DDR ihre Produkte aus. Die erste Gemeinschaftsschau der alten und der neuen Bundesländer Deutschlands fand 1991 statt. Zudem wurden die Produktmärkte für Bier, Milch, Fleisch und Wurst, Tee-Kräuter und Gewürze Seafood sowie Lebensmittel für Allergiker, Vegetarier und Veganer neu in das Programm aufgenommen. Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit mehr als 250 Vorträgen, Seminaren und Symposien wurde angeboten. Im Rahmen der Grünen Woche fand bis 1996 die „Fruit Logistica“, eine Fachveranstaltung für Früchte und Gemüse, statt. Das Interesse der Aussteller war jedoch so groß, daß die „Fruit Logistica“ eine eigenständige Messe geworden ist, die im Februar 2018 in den Messehallen unter dem Funkturm stattfindet. Rund 3.000 Betriebe aus Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie werden ihre Erzeugnisse ausstellen.

 

E.R. / Dela Press

für Menschen & Medien

 

Grüne Woche 1964
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Grüne Woche AMK 1980
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Grüne Woche AMK 1982
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